Bericht6  
 Ein richtiges 
        Bild von der KMT könnt Ihr Euch vielleicht 
        machen, wenn Ihr Euch 
        die Fotos anschaut.Ich 
        hatte riesengroße Angst vor dem was 
        uns bevorstand - war 
        aber auch froh, daß es nun so weit war. Es kann sein, 
        daß ich einiges 
        vergesse, nicht erwähne, es sind nun doch schon einige Jahre ins Land gegangen, ich habe in 
        
        der Zeit kein Tagebuch geführt, vieles habe ich verdrängt, 
        was nun wieder da ist , es ist gut so,
        
        für mich ist diese Seite so eine Art Verarbeitung. Sonja 
        
        hatte ich so gut es ging aufgeklärt, was da auf sie zukommt. 
        Trotzdem ging sie guten Mutes auf die KMT. Erst durch die 
        Schleuse und dann ins Zimmer, wo wir ja nun beide wußten, 
        das wird sie für einige Zeit nicht mehr verlassen können. 
        Ich hatte Glück, denn auch an diesem schweren Tag 
        hatte ich Unterstützung durch meine Freundin Susanne, 
        sie hat uns die ersten 
        Tage begleitet, Susanne, wenn Du diese Zeilen liest, ich danke 
        Dir! Wie 
        es hier aussah habe ich ja schon beschrieben und ihr könnt es 
        auch auf den Fotos sehen. Nun war es an der Zeit, ich will es mal ganz 
        einfach und verständlich erklären, Sonjas Blutbildung , ihre 
        Leukozyten usw. zu zerstören, 
        sie werden im Knochenmark gebildet, damit durch ihr dann " 
        neues Knochenmark " nur noch neue Blutkörperchen entstehen, 
        die sich dann nicht mehr 
        zu Krebszellen entwickeln. die alten Zellen waren ja teilweise 
        Krebszellen, die sich immer wieder teilen, also mußte alles 
        weg sein, bevor die neuen 
        Stammzellen kamen. Deswegen auch die starke Chemo und die 
        Bestrahlung. Diese 
        Phase des Nullpunktes ist ziemlich gefährlich, denn man 
        kann wohl Trombozyten(Blutplättchen), 
        oder Blut für Erythrozyten(rote Blutkörperchen) 
        geben, aber keine 
        Leukozyten(weiße Blutkörperchen), die muß der Körper 
        selber 
        herstellen. Sie sind die Polizei des Körpers und rücken aus, 
        wenn 
        man krank wird. Diese war ja nun nicht mehr vorhanden, der 
        kleinste Schnupfen war eine Gefahr.Unser 
        Tagesablauf verlief folgendermaßen: Morgens früh 
        fuhr ich mit dem 
        Fahrrad vom Ronald MC Donald Haus zum Krankenhaus, es war 
        bitterkalt und oft 
        hat es geschneit. Durch die Schleusen. Jeden Tag mußte 
        ich dreimal meinen 
        Mund spülen, damit sich dort keine Keime bilden. Jeden 
        Morgen wurde Sonja 
        Blut abgenommen, das tat nicht weh, denn Sonja hatte ja den 
        Katheter, sie durfte 
        immer mithelfen, das Personal war klasse und kam prima mit 
        ihr zurecht. Sonja war ja noch sehr klein , aber sie wußte immer 
        wo es 
        lang geht, was gemacht 
        wird, ich habe ihr immer die Wahrheit gesagt, bald wußte 
        sie genau, was 
        durch welchen Schlauch ging, was richtig-was falsch war. Das 
        gab ihr die Kraft, zu überleben, und noch vieles mehr. Nach 
        
        der Blutentnahme mußte Sonja jeden Morgen duschen und 
        ich mußte sie am ganzen Körper mit einem braunen 
        Dessinfektionsmittel abwaschen. 
        Danach habe ich die kleine Maus im Morgenmantel auf einen 
        Stuhl gesetzt und 
        ihr Bett bezogen(auch jeden Tag). Sonja hat am Anfang noch 
        ein wenig gespielt und Interesse gezeigt, nachher hat sie hauptsächlich 
        
        den ganzen Tag Video 
        geschaut. Danke noch mal an einen früheren Freund, der 
        mir ganz viele Filme 
        besorgt hat ! Auch die Station stellte Filme und Spiele zur Verfügung. 
        
        Das größte Highlight aber war, wenn der Musiktherapeut Gerd 
        kam, 
        auch ihm gebührt ein dickes Dankeschön. Eigentlich hätte 
        ich 
        währenddessen auch Kaffeetrinken gehen können, aber 
        die Beiden haben 
        mich immer so mitgerissen, es war toll und ich bin im Zimmer 
        geblieben. Auch 
        heute noch schaue ich mir gerne die Aufnahmen davon an und 
        muß dabei viel Lachen.Zwischendurch 
        hatten wir des öfteren Komplikationen mit Sonjas Lunge,sie 
        mußte viel Inhallieren, bekam oft Fieber. Die Behandlung greift 
        
        die Schleimhaut des 
        Magens und die der Speiseröhre an, gegessen hat sie dann 
        gar nicht mehr, 
        wurde künstlich ernährt, sie hat sehr viel Blut gespuckt, es 
        war schlimm. 
        Wir waren und sind schon ein verrücktes Pärchen, 
        aber ich glaube, 
        das hat uns viel Kraft gegeben. Mal habe ich hinterm Bett 
        Kasperletheater gespielt, 
        ein anderes Mal haben wir Spuckschalen bunt angemalt, weil 
        sie uns in ihrem 
        grau nicht gefielen. Einmal war es mit Sonjas Lunge sehr schlimm, 
        so daß 
        wir aus der Schleuse rausmußten, in ein anderes Gebäude, 
        die Lunge/Bronchien 
        mußten gespiegelt werden, Schleim wurde abgesaugt. Leider 
        bekam Sonja 
        zu viel Druck im Kopf bei der Untesuchung, in einem Auge platzten 
        die ganzen 
        Äderchen. Sonja war nun auch ziemlich aufgeschwemmt durch 
        die ganzen Medikamente. 
        Täglich wurde auf der KMT dann ein mobiles Röntgengerät 
        
        zu Sonja 
        hereingebracht, um die Lunge zu beobachten. Ich habe in dieser 
        Zeit sehr viel gepuzzelt, oder gelesen, obwohl es schwer war, sich zu 
        konzentrieren. 
        Oft bin 
        ich auch raus und habe eine geraucht oder war Kaffeetrinken, 
        jedesmal umziehen, 
        durch die Schleuse, aber ich war froh, dieser sterilen Umgebung mal 
        zu entkommen. 
        Ich hatte Glück, Sonja fühlte sich in jedem Krankenhaus 
        und auch hier 
        auf der KMT so sicher und wohl, daß ich abends ins Ronald 
        MC Donald Haus 
        gehen konnte, zwischendurch rauskonnte, das hat mir dann die 
        Kraft für 
        den nächsten Tag gegeben. Übers handy war ich ja 
        immer erreichbar. 
        Schlafen hätte ich dort sowieso nicht können ( bin nur in kritischen 
        
        Situationen die Nacht über dort gewesen), allein das 
        ständige Piepsen 
        der Infusionspumpen liegt mir noch heute in den Ohren. Später 
        dann hat Sonja auch Morphin bekommen, sie hat dann auch viel geschlafen.
           
		
          
     
 
 
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